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Wer regional kauft, gibt Perspektiven

Interview mit Sachsens Landwirtschaftsminister Wolfram Günther

Wer regional kauft, gibt Perspektiven

Krieg in der Ukraine und explodierende Energiepreise treffen auch Sachsens Landwirte. Im Interview mit dem WochenENDspiegel beantwortet Sachsen Landwirtschaftsminister Wolfram Günther (BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) Fragen zur Situation der Bauern im Freistaat.

WOCHENENDSPIEGEL: Wie hoch ist die Qualität regionaler Produkte aus Sachsen? Oder anders: Ja, regional ist gut, aber ein Steak aus Argentinien bekommt man eben nicht aus der Dorfanger-Kuh" geschnitten...

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WOLFRAM GÜNTHER: Die Frage ist: Was macht ein Steak aus Argentinien überzeugender als ein Steak aus sächsischer Weidehaltung?

Ich sehe die klaren Vorteile regionaler Produkte: Die Wege vom Acker auf den Teller, vom Stall auf den Teller sind viel kürzer. Das ist gut fürs Klima, das spart aber natürlich auch Transportkosten. Und wenn ein Produkt in der Region hergestellt wird, bleibt natürlich auch mehr Geld in der Region mit allen Vorteilen. Das ist gut für die Arbeitsplätze in unseren Dörfern. Wenn man nach Bayern oder Österreich schaut: Regionale Produkte schaffen regionale Identität.

Vielleicht ein Anlass, damit junge Leute sagen: Ich bleibe hier, ich muss nach der Schule nicht weggehen. Oder dass Leute in eine Region kommen wollen, als Besucherin oder Besucher oder um dort zu leben.

Aber Sie hatten nach der Qualität sächsischer Produkte gefragt: Die ist sehr hoch. Vor allem sind sie unglaublich vielfältig. Das reicht vom regional angebauten und vermarkteten Gemüse bis hin zur Spezialität, Stichwort Dresdner Stollen, Lausitzkarpfen, Meißner Fummel.

Nicht zu reden von regionalen Bierspezialitäten. 

Das Gute ist: Es gibt immer mehr und immer mehr unterschiedliche regionale Produkte. Und auch im Handel gibt es immer mehr davon, ganz gleich, ob auf dem Wochenmarkt oder im Supermarkt.

WOCHENENDSPIEGEL: Wie hart trifft die Bauern und regionalen Erzeuger die aktuelle Situation mit Krieg und Energiepreis-Steigerungen?

WOLFRAM GÜNTHER: Die Energiepreiskrise hat die sächsischen Landwirtinnen und Landwirte stark getroffen. Zugleich sehen wir: Die Nachfrage nach regionalen und bio-regionalen Produkten ist weitgehend stabil geblieben. Seit Corona hat die Nachfrage ein völlig neues Niveau erreicht. Das bleibt. Und Bioprodukte hat die Inflation nicht so stark erfasst wie konventionelle Produkte.

WOCHENENDSPIEGEL: Wenn jetzt keine Lebensmittel mehr aus der Ukraine kommen, müssten doch die sächsischen Bauern mehr Geld für ihre Produkte verlangen können?

WOLFRAM GÜNTHER: Die Frage lautet nicht, ob sie es können, sondern ob sie es müssen. Schließlich sind die Kosten auf Erzeugerseite sehr stark gestiegen.

Die Landwirtinnen und Landwirte bekommen für manche Produkte tatsächlich mehr Geld. Aber gestiegene Herstellungskosten fressen das in vielen Fällen wieder auf.

Meine Botschaft: Wer regional kauft, gibt der sächsischen Landwirtschaft und den verarbeitenden Betrieben eine Perspektive. Regionalität bedeutet Stabilität.

Vielen Dank für das Gespräch!

Von Sven Günther


Feinster Genuss im Glas

Der ökologische Weinbau in Sachsen verzeichnet einen deutlichen Zuwachs. Zwischen 2020 und 2022 hat sich der Anteil ökologisch bewirtschafteter Rebflächen von 6,1 auf 18,7 Prozent mehr als verdreifacht.

Insgesamt hat sich die sächsische Weinbaufläche vergrößert: Seit 2013 wuchs sie um 30 Hektar auf 529 Hektar an. Im nordöstlichsten aller deutschen Weinanbaugebiete wachsen Reben auf Löss- und Sandsteinböden vor allem für Qualitätsweine mit geschützter Ursprungsbezeichnung. Die Gesamtweinernte betrug im vergangenen Jahr 25.950 Hektoliter.

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